Herbergsuche heute
19.12.2008, Kardinal Christoph Schönborn in der Gratis U-Bahn Zeitung “Heute” in seiner Kolumne Antworten:
Die Geschichte ist bekannt: Maria, hochschwanger, mit Josef unterwegs von Nazareth nach Betlehem. Wegen “Steuererklärung” und Zuständigkeit nach Betlehem. Da kommt die Zeit der
Niederkunft. Kein Platz frei in der Herberge. Es bleibt nur ein Stall. Dort wird das Kind geboren. Als Bettchen dient ein Futtertrog. Weihnachten heißt: Gott scheut sich nicht, in unsere Not hinabzusteigen.
Weihnachten heute: Weltweit werden 250 Millionen Christen verfolgt oder diskriminiert. Für viele von ihnen ist kein Platz in der eigenen Heimat. Sie werden schikaniert, ihrer
Religionsfreiheit beraubt, bedrpht, bedrängt und nicht selten umgebracht.
Doch wer sich erwartet, daß sich hier heftige Proteste erheben, der wird enttäuscht. Die Medien schweigen meist. Mit wenigen Ausnahmen. Über die massive Christenverfolgung im Staat Orissa
in Indien wurde ein wenig berichtet. Meist werden unsere verfolgten Mitchristen einfach vergessen.
Wer weiß von der gewaltigen Christenverfolgung im Südsudan?
Dass in China viele Christen in Gefängnissen sind, nur weil sie Christen sind?
Oder dass in mehreren islamisch geprägten Ländern das Christwerden eines Moslems mit der Todesstrafe geahndet wird?
Besondere Sorge macht der ganze Mittlere Osten, besonders der Irak. Eine Schande, daß Österreich nicht bereit ist, auch wenigstens nur einige der um Leib und Leben bangenden Christen aufzunehmen.
Herbergssuche heute: Wer hätte gedacht, daß die bei uns so schwer ist!
|